Mittwoch, 3. Februar 2021

 Ich gehe ...

... gegen meine Depressionen. Jeden Tag. Eine Stunde. Irgendwohin und wieder zurück. Auch heute.

Ich schreibe ...

... gegen meine Dämonen. 

Ich schäme mich, dass ich nicht mehr aus meinem Leben gemacht habe. Ich könnte Pilotin sein. Politikerin, Journalistin, Autorin, Sachbearbeiterin, Erzieherin, Lehrerin und vieles mehr. Nichts davon bin ich geworden. Ich habe Angst vor Menschen, vor Konflikten, vor "bösen" Blicken. Angst davor, mich abzugrenzen, jemandem meine Meinung zu sagen, eine Meinung zu haben, zu mir zu stehen. Weggelaufen bin ich. Immer wieder weggelaufen. Mein beruflicher Lebenslauf ist eine Katastrophe. Eine Ansammlung von Stellen, aus denen ich immer wieder weglaufen musste, um überhaupt irgendwie bestehen zu können.

Heute habe ich mit Kindern geschimpft. Ob sie mich morgen noch mögen werden, weiß ich nicht. Es ist die leidliche Diskussion um's Aufräumen. "Wieso, ich war nicht dabei, ich habe gar nicht mitgespielt, ich habe schon aufgeräumt, soll der es doch machen". Irgendwann platzte mir der Kragen, und ich habe sie mir einfach rangeholt, sie angemault, sie sollen aufräumen. Hat auch funktioniert. Komisch, dass man viele Dinge zuvor tausende Male sagen muss, dann richtig laut wird, und dann läuft's.

Eine Traumreise wollte heute niemand. Also saß ich dabei. Irgendwie rum und einfach nur dabei. Habe zugesehen, gehäkelt. Ich hasse häkeln. Trotzdem war es irgendwie schön, dass ich zumindest etwas auf die Reihe bekommen habe, nachdem meine Kollegin Heide mich angeleitet hat. Was mache ich hier nur? Ich fühle mich komisch, betreue eine Horde Kinder, die kaum zuhören können. Sich ständig streiten. Keine*r gönnt dem/der andere*n die Butter auf dem Brot. Trotzdem sind sie unglaublich bezaubernd, liebenswert und spannend. Aber auch nervig. Anstrengend.

Ich fühle mich alleine, verlassen. Ich weiß nicht, wohin es geht, wohin ich möchte. Der Platz an der Schule ist seit langer Zeit der erste, an dem ich keine Angst habe. Die Kolleg*innen sind sehr nett, aufmerksam, freundlich, zuvorkommend, hilfsbereit. Einige Kinder freuen sich und stürmen in meine Arme, wenn ich komme. Aber kann ich nochmal etwas geben? Nochmal für andere da sein? Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht.

Bis morgen!