Montag, 26. April 2021

 

"Du siehst ja aus wie eine Oma!" ...

... ruft Ella und sieht mich mit ihren großen rehbraunen Augen erstaunt an. Na super, kaum lasse ich mal Maske runter, werde ich noch weiter nackig gemacht. Fünf Kinderlein stehen auf dem Schulhof um mich herum und lachen sich kaputt. DA könnte man doch mal beleidigt sein, oder? Wenn du mit 53 in der Mitte deines Lebens, wenn du dich wie ein Puberterrier fühlst nur 40 Jahre später, in einer Grundschule arbeitest, hast du verloren. Nicht, dass du dich eh' schon alt, müde, mehr fragend als wissend und auf neuen Pfaden wankend wandelnd befindest ... nein, an diesem Ort der knallharten Wahrheit wirst du eiskalt damit konfrontierst, was los ist. Auf dem Klettergerüst knacken deine Knie, richtig hoch kommste nicht und einfach so runter schonmal gar nicht mehr. Beim Laufen biste eher aus der Puste, als du das langsamste Kind gefangen hast, ohne Brille kannste keine einzige Hausaufgabe erklären und bei Begriffen wie "Paw Petrol, Mindcraft und Peppar Pig Wutz" gibst du auf.

Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich beleidigt bin. Und was ist überhaupt eine Oma? Die mit dem dicken Dutt im Haar, der Nickelbrille auf den Pausbäckchen, dem kugeligen Bauch, dem immer milden Lächeln und den Falten im Gesicht? Na ja, zumindest bin ich die mit den Falten im Gesicht. Da geht kein Weg dran vorbei. Und ja, mein alter Kumpel Körper ist im Vergleich zum Kletteräffchen Lara eine Witzfigur. Das tut schon manchmal im Herzchen weh. Aber so lange Lara und Ella, Karl und Jonas meine Hand greifen, mich mitziehen, damit "Frau Beerhorst" mitkommt, mitspielt, mitlacht und auf den Schoß nimmt, zuhört und tröstet, ist meine Welt noch in Ordnung.

Also, Augen auf bei der Berufswahl!