Tour de Ikea oder am Ende wird es schön - Hinfahrt
Ikea. Heute MUSSTE es Ikea sein. Entzugserscheinungen, über ein Jahr ausgehalten, trieben mich auf die Autobahn Richtung Kamener Kreuz. Aber einer gewissen Stelle frage ich mich immer: "Muss ich nicht hier rechts ab, hinter dem Busch leuchtet doch das gelbe Ikea-Emblem?" Und ja, ich kann die Strecke auch im Schlaf fahren und finde die richtige Ausfahrt. Der Ikea war herrlich leer. Leer an Menschen, leer an Material. Den Wagen vollladen mit Zeug geht aber trotzdem. Ich suchte für meinen etwas rotten Sessel einen Überwurf und für den dazugehörigen Hocker auch irgendwas. Schönes. Den Wagen tausend Mal weiter- und wieder zurückgeschoben. Zu den gelben Decken, den Bettdecken, den Teppichen, Badvorlegern. Meine alten Badvorleger, von Ikea, passen NIE zu den Badvorlegern von Ikea, wenn ich nach jahren auffrischen fahre. Die verkürzen immer irgendwie heimlich die Maße. Nichts passt mehr. Also keine Badvorleger. Oder doch? Schwupp, fuhren zwei neue in meinem Wägelchen mit. Weitere Anhalter, die es in mein Wägelchen geschafft hatten, waren Gläser, ein grüner Drache, ein flauschiger grauer Hase, ein senfgelber kleiner Teppich und ein Sesselüberwurf in unfassbar inkompatiblen Maßen, aber egal. Den habe ich mir verdient, immerhin habe ich das letzte Stück (Ausstellungsstück) ergattert, den mir die säuerlich freundliche Verkäuferin durch Kletteraktion in schwindelerregende Hängeregalhöhe abgeschnitten hatte. Ich solle damit in die Fundgrube und den Kollegen dort nach etwaiger Reduzierung fragen.
Also schob ich meinen halbvollen Wagen eher überdrüssig in die Fundgrube. Und da stand er! Mein Sessel. Mein hell-taubenblauer Sessel, eckig, industrial, scharzes Gestell, runtergesetzt vom Ursprungspreis. Jetzt tanzten Engelchen und Teufelchen auf der Schulter Pogo. "Na los, stell' den Wagen einfach in die Seitenstraße, merkt ja eh' keiner". "Das kannst du nicht tun! Das macht man nicht, ist unanständig!" "Nein", "doch", "nee", "dohoch". Ich zum Verkäufer. Ultra netter Augenaufschlag, höhere Stimme, Charmstufe 100: "Was würden Sie mir sagen, wenn ich frage, ob ich den vollen Einkaufswagen gegen den Sessel an genau dieser Stelle hier eintauschen möchte?" Kinderblick. Antwort: "Kein Problem, wir bringen ihre Sachen heute Abend zurück, das macht eine Kollegin" und wieder schwupp, war der Sessel von Hünenhand auf einen anderen Wagen gewuchtet. Ich schob glücklich grinsend zur Kasse! Was ist schon Tinneff gegen ein wirklich gutes Stück? So viel zum Thema "hör auf deinen Bauch"...
