Dienstag, 6. Februar 2024

Heute schon geschwommlaufen?

 

Das Dumme am Aufregen beim Autofahren ist, dass dich niemand hört. Wobei? Das kann auch sehr hilfreich sein, wenn man mal was rausschreien muss. In diesem Fall war ich seltsam gefangen im Unverständnis meines Hirns, das sich auf meinen Körper irgendwie mildernd auswirkte. Wahrscheinlich, weil das kleine blaue Auto da vorne so klein und so wunderschön blau war.

Es war schon fast putzig, wie das kleine blaue Ding die 4 dicken Karren (und mich) in Schach hielt, die sich hinter ihm aufhielten. Überholen verboten. Durchgezogene Linie. Also … tuck tuck ... hinterher. Mit 70 am Wald vorbei, 100 sind erlaubt. So sieht man mehr. Schöne Bäume hier, alles so dicht, so ruhig, so entspannend. Schöne Häuser. Nach 3 Kilometern immer noch schöne Bäume oder so.

Jetzt biegt es auch noch in die Straße ab, in die auch ich muss. Also weiter mit „Tempo“ 40 auf einer 70er Landstraße. Das nenne ich mal sportlich. Nach unten gedacht. Nochmal schöne Bäume gucken. Es wäre viel schöner, im Frühling hier langzugondeln, wenn das junge Grün sprießt. Aber leider ist Februar. Ein laaanger, düsterer Monat. Kalt, grau, sich zäh hinziehend und eine echte Herausforderung.

Dorfschild.Tempo 30. Es fährt 10. Jetzt fahr endlich du blöde Kuh!!! Kann doch nicht so schwer sein! Alle meine Mitstreiter sind irgendwohin abgebogen. Ich tuckere alleine einer wahrscheinlich urmelalten Dame in einem urmelalten Auto hinterher. Ich fasse es nicht! Jetzt fährt die im Kreisel auch noch da raus, wo es zum Schwimmbad geht! Wenn die gleich aussteigt, mache ich sie fertig! Wenn wir auf dem Parkplatz zu stehen kommen, kann die sich was anhören!

Sie steigt aus. Ich steige aus. Vorbei ist’s mit meinen kriegerischen Plänen. Wie Butter in der Sonne schmilzt mein kaltes Herz. Aus dem kleinen blauen Autochen steigt eine kleine alte, grauhaarige Dame aus. Rotes Mützchen, bunter Schal, blaue Kordhose, gelbe Gummistiefelchen. Alles so en miniature.

Ich bin augenblicklich fasziniert von ihrem herrlich freundlichen Gesicht. Hunderte Lebensfalten und –fältchen durchziehen ihre wunderschöne Aura. Sie lächelt mich an. Na gut, für heute lasse ich es noch mal gut sein.

20 Bahnen im Wasser später kommt sie in die Schwimmhalle geschneckt. Zwei runde Styroporplatten unter die Füße geschnallt, ein rechteckiger Styropor-Ponton auf dem Rücken. Sie sieht aus wie eine Schildkröte, die im Flamingo-Gang zum Becken stackst. Gespannt beobachte ich, wie sie sich an der Leiter zu Wasser lässt. Nicht um zu schwimmen, wie sich gleich rausstellen wird. Nein, um im Wasser zu laufen.

Alter! Gut dass es nicht meine Bahn ist.